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Resilienz – die verschiedenen Blickwinkel auf Verlustreaktionen



Wie Verlust und Trauer uns unser ganzes Leben begleiten


Trauer wird in unseren Kulturkreisen oft mit langem und intensivem Leiden in Verbindung gebracht. Die Realität sieht dabei sehr unterschiedlich aus, denn jeder Mensch leidet unterschiedlich stark bei einem bedeutsamen Verlust oder bei Schicksalsschlägen. So individuell jeder Mensch in seiner Trauerbewältigung ist, so unterschiedlich ist auch die Dauer und Intensität, wie lange ein Mensch zur Überwindung benötigt. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die schnell und gut mit Trauer im Alltag umgehen. Die Umwelt nimmt dies oftmals mit großem Misstrauen an, da der Verdacht besteht, dass die Trauer verdrängt wird und man dieser schlichtweg aus dem Weg gehen will. Die einen weinen viel, die anderen lenken sich ab, widerum andere suchen sich neue Wege und schließen anders mit der Vergangenheit ab...die Wege der Trauerbewältigung sind vielseitig und nicht explizit definierbar.


Wie äußert sich Trauer?


Einer der konstantesten Befunde lautet, dass Trauer keine eindimensionale Erfahrung ist. Sie ist weder für alle gleich noch gibt es Anzeichen für bestimmte Stadien, die jeder durchlaufen müsste. Vielmehr weisen die Trauerreaktionen Hinterbliebener langfristig unterschiedliche Muster und Verläufe auf. Ein sogenanntes Phasenmodell kann die Trauerphasen beschreiben, jedoch weicht die Realität hier immer abhängig der trauernden Person von der Modelldarstellung ab.


Ein Verlust mag uns betroffen machen, ja sogar erschüttern, dennoch sind wir nach wie vor in der Lage, unser Gleichgewicht wiederzuerlangen und weiterzuleben. Dass Trauer mit Kummer und Schmerz einhergeht, ist unbestritten. Doch das ist nicht alles. Trauer ist in erster Linie eine menschliche Erfahrung, etwas, wofür wir geschaffen sind, und sicherlich nichts, was uns überfordern soll.



Die Trauerphasen – das Phasenmodell am Beispiel eines Todesfalls


Phase I: Leugnen

Wenn der Mensch eine schicksalsträchtige Nachricht erhält, ist die erste Phase oft ein Schockzustand, in dem die Nachricht geleugnet wird. Es wird im ersten Moment davon ausgegangen, dass die Nachricht nicht der Wahrheit entspricht. Die Emotionen und die Wahrnehmungen fühlen sich betäubt an, man verspürt ein großes Loch im Herzen aufkeimen, welches sich im ersten Moment nicht aufhalten lässt. In dieser Phase treten auch oft körperliche Reaktionen wie z.B. Appetitlosigkeit. Herzrasen, Schlaflosigkeit oder Unwohlsein auf. Wie lange diese Phase andauert, ist ebenfalls individuell und kann je nach Gefühlslage Tage, Wochen, Monate oder gar Jahre andauern.


Phase II: Starke Emotionen

Emotionen helfen uns vor allem auf zweierlei Art, mit solchen Situationen umzugehen. Zunächst einmal, indem wir Emotionen »fühlen«. Nachdem die Schockphase abgeklungen ist, treten intensive Emotionen auf, die sich unterschiedlch äußern können: Wut, Trauer, Verlustschmerz, Hilflosigkeit, Verzweiflung. Im besonders schlimmen Fällen können daraus starke Depressionen resultieren. Starke Emotionen werden dabei oft sehr intensiv empfunden und werden von jedem unterschiedlich wahrgenommen.


Wenn wir traurig sind, kann es sein, dass wir uns in Grübeleien verlieren oder so stark von der ernüchternden Realität unseres Verlustes in Anspruch genommen sind, dass wir darüber zeitweilig unsere eigenen unmittelbaren Bedürfnisse und Verpflichtungen oder die Bedürfnisse unserer Umgebung vergessen. Es liegt in unserer Natur, so auf unseresgleichen zu reagieren: Wenn wir sehen, dass andere traurig ausschauen, ist uns selbst nach Traurigsein zumute, zum Beispiel, wenn wir auf das Bild von jemandem stoßen, der sich in einer schlimmen Lage befindet oder wenn wir eine traurige Szene in einem Film sehen.


Auf der anderen Seite gibt es auch gegensätzliche Gefühle, wie Freude oder Erleichterung. Diese können auftreten, wenn beispielsweise der lange Leidensweg einer verstorbenen Menschen beendet ist und man weiß, dass die Schmerzen der geliebten Person vorüber sind. Dies sind zudem erste Anzeichen einer Resilienz, die sich durch wechselhafte Gedanken äußern (z.B. schlechtes Gewissen über den Tod der Person und gleichzeitig entgangene Zeiten, die man noch zusammen hätte genießen können).


Phase III: Erinnerungen und Loslassen

Nachdem sowohl Schockzustand als auch starke Emotionsreaktionen abgeklungen sind, beginnt die Phase der Erinnerungen, in der man die gemeinsame Verbindung zur verstorbenen Person noch einmal durchlebt, offene Themen innerlich zum Abschluss bringt und den Verlust akzeptiert. In dieser Phase kann es auch passieren, dass man den Verstorbenen zu sehen glaubt oder seine Stimme vernimmt. Nach und nach verabschiedet man sich und wendet sich der neuen Wirklichkeit ohne diesen Toten zu.


Wenn ein echtes Lächeln oder Lachen in Alltagssituationen hilfreich ist und ganz besonders dann, wenn man sich schlecht fühlt, sollte sich ein ähnlicher Nutzen auch während des Trauerns einstellen


Phase IV: Aufbruch

In den ersten 3. Phasen hat sich der trauernde Mensch oft aus dem eigenen Alltagsleben zurück gezogen. Nun beginnt die Phase, wo man sich Schritt für Schritt wieder ins Leben zurücktastet. es werden alte Beschäftigungen und Beziehungen wieder aufgenommen oder gar neue begonnen. Der Verstorbene bleibt positiv in Erinnerung und man nimmt in den meisten Fällen mehr Kraft aus den Trauerphasen mit.


Die Dauer der Trauerphasen ist natürlich nicht genormt, auch kann es immer wieder einmal einen Rückfall in eine vorhergehende Phase geben. Hier kommt das besondere Thema der Resilienz ins Spiel. Resilienz



Resilienz bei Trauer


Wenn die Trauer das Kommando übernimmt


Nahezu jeder Mensch wird irgendwann in seinem Leben mit Verlust oder einem traumatischen Ereignis konfrontiert. Dennoch ist es wichtig, weiterhin in der Lage zu sein, positive Gefühle zu erleben. Dabei gibt es einige Dinge, die man sich mental vor Augen führen kann, um besser mit Trauerbewältigung umzugehen.


Was hilft mir, meinen Alltag zu bewältigen? Resilienz bei Trauer aufbauen!


Unter Resilienz versteht man die natürlichen Selbstheilungskräfte des Menschen,mit schweren Krisen ohne Hilfe von außen das gesunde psychische Gleichgewicht des Menschen innerhalb eines individuell erfassten Zeitraums umzugehen. Die mentale Erholung ist dabei die Regel, doch auch in einigen Ausnahmefällen benötigt der Mensch professionelle Unterstützung. In erster Linie ist es wichtig, dass Trauerbegleitung auch ohne Therapie einen natürlichen Selbstheilungsprozess aufnimmt.


Viel Positivität zulassen

Verschiedene Forschungen haben ergeben, dass Trauer und die damit verbundenen unterschiedlichen Gefühle nicht in Phasen, sondern eher wellenartig eintreten, deren Intensität immer mehr abnimmt. In einem Trauerprozess bei einem resilienten Menschen tauchen vergleichsweise früh wieder positive Gefühle auf – ein spontanes Grinsen, der Trost einer schönen Erinnerung, einige unbeschwerte Momente, in denen die negativen Gedanken verfliegen und der Verlust kurzfristig vergessen ist.


Zur Bewältigung der Trauer erleichtern kleine mentale, „positive Auszeiten“, um einer schwerwiegenden Depression zu umgehen. Man soll zwar seine Gefühle freien Lauf lassen, aber eine zeitweilige Unterdrückung der Trauer kann zur Heilung der Psyche führen.


Zudem müssen auch nicht zwangsweise diese sehr intensiven Gefühle der Trauer auftreten, wie es bisher immer angenommen, ja quasi gefordert wurde, denn selbst bei dem Verlust eines sehr nahe stehenden Menschen wie dem Ehepartner können diese Gefühle auch nur sehr milde ausfallen – Trauer ist eben sehr individuell.


Akzeptanz aufbauen

Wir können uns der Erkenntnis nicht entziehen, dass Verlustschmerz unvermeidlich ist. Wie Tod und Steuern, sagt das Sprichwort. Schließlich ist jeder mit Leid konfrontiert und wahrscheinlich mehr als einmal im Leben.


Wir könnten uns Fragen ohne Ende stellen: Was bedeutet es wirklich, jemanden zu verlieren? Fühlt sich Trauer jedes Mal gleich an? Ist sie für jeden gleich? Wird sie immer von Schmerz und Qual beherrscht? Wie lange dauert sie? Wie lange sollte sie dauern? Was, wenn jemand scheinbar nicht genug trauert? Was, wenn jemand davon spricht, er habe eine fortdauernde Beziehung zu der verstorbenen Person? Ist das normal?


All diese Fragen helfen dabei, die notwendige Akzeptanz aufzubauen, dass Trauer Teil des Lebens ist und auf jedes Tief auch wieder Sonnenstrahlen eintreffen.


Vertrauen in die eigene Kraft

Für viele Trauernde stellen Erkenntnisse zur Trauerbewältigung sicher eine große Hilfe dar, haben sie doch vielleicht bei sich gespürt, dass der Verlauf ihrer eigenen Trauer so gar nicht den bisherigen Erwartungen entsprach. Die Erkenntnis, dass der gesunde Mensch im Normalfall über genügend Ressourcen verfügt, um mit so einem schrecklichen Erlebnis fertig zu werden, ist sicher ein Trost, der einen auch in einer sehr dunklen Stunde etwas aufrichten kann.


Gibt es einen resilienten Typ? Doch nicht jeder Hinterbliebene kann tröstliche Erinnerungen aufbieten. Nicht jeder Hinterbliebene kommt so gut mit dem Verlustschmerz zurecht. Können wir also davon sprechen, dass es tatsächlich einen resilienten Typ gibt, eine Person, die per Veranlagung besonders gut darin ist, mit extremem Stress umzugehen.


Zum Beispiel sind sie in der Regel finanziell besser gestellt, haben eine höhere Bildung und müssen sich weniger mit dauerhaft belastenden Lebensumständen herumschlagen. Sie sind tendenziell auch in einer besseren körperlichen Verfassung und haben einen größeren Freundes- und Bekanntenkreis, auf den sie zurückgreifen können, sei es als emotionale Stütze, sei es als Helfer bei den Fragen und Problemen des täglichen Lebens.


Resilienz kann sich aber auch durch zahlreiche Trauerereignisse aufbauen. Wer häufig Schmerz und Leid ertragen hat, lernt im Laufe der Zeit, besser mit Trauerbewältigung umzugehen – und baut automatisch eine eigene Art der Resilienz auf. Es ist auch ein Unterschied, sich die eigene Stärke „einzureden“ und zu verdrängen, oder damit umzugehen, sich hineinzuversetzen, loszulassen und nach vorne zu blicken.


Jeder Mensch hat eine eigene Gefühlswelt, die unterschiedlich stark auf Trauerzustände reagiert. Wir passen uns an, wir wechseln die Gangart, wir lächeln und lachen, wir tun, was nötig ist, wir schwelgen in Erinnerungen, wir reden uns ein, es sei nicht alles so schlimm wie vermutet, und noch ehe wir uns versehen, ist das einst trostlos und unfassbar Scheinende entschwunden; das Dunkel lichtet sich, und die Sonne bricht wieder hinter den Wolken hervor.


Resilienz erkennen ... und lernen nach Schicksalsschlägen wieder aufzustehen!

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